Dóra Maurer - Snapshots
19. Oktober 2014 bis 19. April 2015
Dóra Maurer hat in den vergangenen fünfzig Jahren ein kontinuierlich sich entwickelndes Werk geschaffen, das konzeptionelle Ideen mit einer geometrischen Formensprache verbindet, das politische Konnotationen ebenso beinhaltet wie systematische Analysen und mathematische Verfahren. Die Werke der Künstlerin entziehen sich einer eindeutigen stilistischen Zuordnung; sie lassen sich ebenso wenig in eine Schublade stecken wie Dóra Maurer selbst. Bis heute lebt sie ununterbrochen in ihrer Heimatstadt Budapest, war aber ab 1967 auch für über zwei Jahrzehnte
in Wien ansässig und kennt daher die Lebensrealitäten von Ost und West.
Die mediale Vielfalt ihres Œuvres ist beeindruckend. Im Laufe ihrer langen Karriere hat die Künstlerin in unterschiedlichen Gattungen wie der Druckgrafik, der Collage, der Fotografie, dem Film und der Malerei gearbeitet. In den Siebzigerjahren ist sie mit ungewöhnlichen grafischen Arbeiten sowie mit avantgardistischen Experimentalfilmen und konzeptionellen Fotografien bekannt geworden. Seit den Achtzigerjahren arbeitet Dóra Maurer vorwiegend im Bereich Malerei. In verschiedenen Werkphasen sind seitdem zahlreiche geometrische Gemälde entstanden, mit denen sie innerhalb der konstruktiv-konkreten Kunst zu einer ganz eigenen, unverwechselbaren Position gefunden hat. Raum, Bewegung und Wahrnehmung sind zentrale Themen ihrer Bilder. Dóra Maurer interessiert sich insbesondere für das Prinzip der Veränderung: für systematische Verschiebungen von Ras tern und Strukturen, für Verzerrungen, Überlagerungen und Durchdringungen. Getragen von der Überzeugung des steten Wandels aller Dinge, schafft sie Werke, die das prozesshaft Bewegte und die Veränderlichkeit im Raum reflektieren. Längst schon hat sich die Künstlerin dabei von tradierten Bildvorstellungen und dem herkömmlichen Bildgeviert verabschiedet. Ihre perspektivisch gekurvten, leicht und schwerelos wirkenden Bilder erscheinen stattdessen wie präzise Momentaufnahmen oder Ausschnitte eines komplexen raumbildnerischen Systems.
Die Ausstellung Snapshots gab Einblicke in Dóra Maurers ungewöhnliches Schaffen von den Siebzigerjahren bis heute. Das Museum Ritter würdigte damit nicht nur eine der international
bedeutendsten Vertreterinnen der konkreten Kunst, sondern auch eine der wichtigsten Akteurinnen der aktuellen ungarischen Kunstszene.
Abbildungen von links oben nach rechts unten:
Dóra Maurer, IXEK 5 (Durchdringungen), 2010-2011
Dóra Maurer, Sieben Drehungen (1), 1977/78
Dóra Maurer, Sieben Drehungen (2), 1977/78
© Künstlerin