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Museum Ritter
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Brigitte Kowanz

Think outside the box

09. Oktober 2011 bis 15. April 2012

 

Brigitte Kowanz zählt international zu den wichtigsten Lichtkünstlern unserer Zeit. Seit über drei Jahrzehnten spürt sie der immateriellen Erscheinung und den räumlichen Qualitäten des Lichts nach und verleiht ihm künstlerisch Gestalt. In den Werken der vergangenen Jahre verbindet die 2009 mit dem Großen Österreichischen Staatspreis ausgezeichnete Künstlerin die Medien Licht, Spiegel und Sprache zu besonderen Wahrnehmungserlebnissen, die neue Möglichkeiten der Erkenntnis eröffnen.

Licht und Spiegel sind in erster Linie Instrumente der Erhellung und Wahrnehmung, und auch die Sprache hat prinzipiell ein hohes aufklärerisches Potential. Dass Wahrnehmen jedoch nicht gleich Erkenntnis und schon gar nicht gleich Wahrheit ist, führt uns Brigitte Kowanz immer wieder sehr eindrucksvoll vor Augen: Ihre Werke bestehen aus Licht, das sich im Unendlichen verliert; sie zeigen Texte im Morsecode oder aus Neonlicht geformte, nur schwer entzifferbare Worte in geschwungener Handschrift.

Die Künstlerin interessiert sich weniger für die Lesbarkeit der Schrift als vielmehr für ihre bild- oder objekthaften Qualitäten. Sprache wird von Brigitte Kowanz nicht nur als Mittel der verbalen Äußerung und Kommunikation verstanden; ein zentrales Thema ihrer Kunst ist vielmehr der einem jeden Sprachsystem zugrunde liegende Mechanismus des Codierens und Decodierens selbst.

Äußerst elegant bewegen sich ihre Werke zwischen puristisch-technischer Klarheit und sinnlichem Illusionismus. Sachlich und kühl leuchtet das weiße Neonlicht, um sogleich in einem wunderbaren Lichtspiel aufzugehen, das sich in den Verspiegelungen von Brigitte Kowanz Objekten unendlich fortsetzt. Die gegeneinander gesetzten Spiegelflächen der Arbeiten heben den physikalischen Raum optisch auf und schaffen virtuelle Tiefenräume mit vielfachen Reflektionen. Nur schwer fassbar wird somit das, was man sieht. Und mittendrin findet sich der Betrachter wieder, der sich in den Objekten spiegelt und dadurch Teil des Kunstwerks und seines illusionistischen Raumes wird.

Die Ausstellung im Erdgeschoss des Museum Ritter ließ den Besucher in ein irritierend-faszinierendes Wahrnehmungsspiel von poetischer Schönheit eintauchen. Zu sehen waren Wand- und Bodenobjekte der Künstlerin. Neben großen Lichtkunstwerken mit Spiegeln wurden auch einige Arbeiten aus Brigitte Kowanz‘ jüngster Werkgruppe gezeigt, bei denen sie Licht und Morseschrift mit Edelstahlscheiben kombiniert.

 

Abbildungen von links oben nach rechts unten:
Brigitte Kowanz, Whatwhenwherewhyhow, 2011
Brigitte Kowanz, Viceversa, 2010
Brigitte Kowanz, Dedicated, 2007 

© VG Bild-Kunst, Bonn 2020