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Museum Ritter
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Karl-Heinz Adler

Folienschichtung über kleinen Quadraten auf diagonal geteilter Quadratfläche, 1977–79

Folie, Papier

59 x 59 cm

© Künstler

Foto: Gerhard Sauer

 

Die „Schichtungen“ bilden neben den „Seriellen Lineaturen“ Karl-Heinz Adlers zentrale Werkgruppe, an welcher er ab 1957 in den Materialien und Techniken Papier, Glas, Spanplatte, Aquarell, Malerei sowie in Metall und Beton arbeitete. In den 1970er und 1980er Jahren schuf er unter dem Titel „Folienschichtungen" eine Serie von Collagen in Schwarz und Weiß – teilweise mit einer weiteren Farbe – die zu seinen subtilsten Arbeiten gehören. Ihre charakteristische Wirkung erhalten sie durch die gestaffelte Überlagerung von Quadraten aus weißer transparenter Folie.

 

Die reliefbildende Schichtung der Flächen erzeugt die perspektivische Illusion eines Quaders. Auf der hier vorliegenden „Folienschichtung über kleinen Quadraten auf diagonal geteilter Quadratfläche“ wird der Blick jedoch sogleich auf die dominierende, aus kleinen schwarzen Quadraten bestehende zentrale Symmetrieachse gelenkt, so dass die räumlich wirkende, schwebende Form kaleidoskopartig zurück in die Fläche kippt und sich auf dem schwarzen Untergrund in prismenartige Lichtbrechungen aufzulösen scheint. In nuancenreichen, sich zur Mitte hin aufhellenden Grauwerten erstrahlen kleine Quadrate gleich einer optischen Dispersion beiderseits der zentralen Achse.

 

Karl-Heinz Adler sieht seine künstlerische Arbeit als eine Art philosophische Weltbetrachtung unter Verwendung sparsamer bildnerischer Mittel. Es geht darum, den ewigen Kreislauf zwischen Chaos und Ordnung zu zeigen, indem das Bild imaginär zerteilt und wieder neu zusammengefügt wird. Er gehört zum kleinen Kreis jener konstruktiv-konkreten Künstler der auf Hermann Glöckner folgenden Generation, die in der DDR nach der Formalismusdebatte der frühen 1950er Jahre im Verborgenen arbeiteten. In der Öffentlichkeit wurde Adler dort bis Anfang der 1980er Jahre nur durch seine baugebundenen Arbeiten wahrgenommen; er bestritt seinen Lebensunterhalt mit dekorativen Wandgestaltungen aus Beton und Keramik. Eine Berufung als Gastprofessor an die Kunstakademie in Düsseldorf konnte er erst rund zehn Jahre später annehmen, weil die kulturpolitischen Instanzen der DDR ihm diese zuvor verweigert hatten. Anerkennung erhielt er vermehrt nach der Wende, zum Beispiel in einer Retrospektive 1997 im Museum Folkwang Essen. Angeregt wurde diese Ausstellung durch seinen Jugendfreund Gotthard Graubner, welcher ihm auch nach seiner Übersiedelung in den Westen verbunden geblieben war.

 

Karl-Heinz Adler

1927 geboren in Remtengrün (heute: Adorf/Vogtland)

2018 gestorben in Dresden