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Beat Zoderer

Departement I-VII, 1993

Aktenordner

7 Teile, je 62 x 62 x 8 cm

© VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Foto: Franz Wamhof

 

Beat Zoderer gehört zu einer Generation von Künstlern, die völlig undogmatisch das Erbe der Abstraktion angetreten hat. Dabei betreibt er ein besonderes Spiel mit seinen Vorvätern: Er zitiert ihre Werke, verwurzelt ihre Gedanken im modernen Alltag und sensibilisiert den Betrachter gleichzeitig für die Ästhetik der ihn umgebenden Wirklichkeit. Es sind vor allem die Materialien, die bei Zoderer eine Durchdringung von Alltag und Kunst bewirken. Konsequent bedient er sich Bildmittel, die in den angewandten Bereich gehören. Selbst da, wo der Künstler im klassischen Sinne als Maler tätig ist, verwendet er die in der Industrie gebräuchliche Palette der RAL-Farben. Oft sind es auch Gegenstände, die im Werk die Rolle eines Substituts für das Material Farbe einnehmen. Dies ist der Fall in der siebenteiligen Arbeit Departement I–VII, bei der jeweils vier Aktenordner zu einem Quadrat auf der Wand angeordnet sind. Neben Transparenthüllen, Klebeetiketten und Durchschlagpapier gehören auch die Aktenordner zu den Materialien, die dem Kontext Büro entnommen sind und damit eine besonders starke Beziehung zur Alltagsästhetik aufweisen.

 

Die Arbeit ist symptomatisch für eines der zentralen Themen im Werk Beat Zoderers: Er nähert sich bereits existierenden Bildern formal an und findet dabei gleichsam eine materielle Alternative, wodurch er etwas völlig Neues aus dem vorgegebenen Thema entwickelt. Die Pappdeckel der Ordner nehmen nun die Funktion von Farbflächen ein. Der Künstler greift in der Anordnung die Systematik und Ordnungsprinzipien der konkreten Kunst auf. Es realisiert sich gleich zweifach die elementare Form der konkreten Kunst: das Quadrat. Sie ergibt sich als Umriss aus den jeweils aneinander gefügten Aktenordnern und als Leerraum im Zentrum der vier Flächen. Der Gestaltungsprozess erinnert an Richard Paul Lohse, der seine Bildsysteme häufig aus dem Modul des Quadrats entwickelte. Auch bei Zoderer ergibt sich die Struktur des Werkes aus dem Maß der Einzelelemente, die in diesem Fall industriell normiert sind: DIN A4. Er beschreibt sie als „Modul des Büros“, als Ordnung des Alltags gewissermaßen, deren Funktion im System Kunst neu definiert wird. Der Titel Departement I–VII spielt auf die Bezeichnung der Schweizer Ministerien und auch auf die sieben Wochentage an, so dass Zoderer im Gegensatz zur erklärten Selbstreferenzialität der Zürcher Konkreten eine inhaltliche Verbindung zum materiellen Kontext herstellt. Dadurch bewegt sich die Arbeit spannungsvoll im Zwischenbereich von Abstraktion und Realismus.

 

Beat Zoderer

1955 geboren in Zürich

Lebt und arbeitet in Wettingen (CH) und Genua (IT)