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Museum Ritter
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Vera Röhm 
Doppelergänzung, 2009

Ulmenholz, Plexiglas, Metallsockel

264 x 23,8 x 23,8 cm
© VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Foto: Tom Oettle

 

Seit den Sechzigerjahren führt Vera Röhm in ihren Arbeiten unterschiedliche Materialien wie Metall, Stein, Holz und Plexiglas zusammen. Ihre Plastiken sind stets der Geometrie und konstruktiven Prinzipien verpflichtet.

 

Mitte der Siebzigerjahre begann sie mit der Werkgruppe der Ergänzungen, zu der auch die Skulptur Doppelergänzung aus dem Jahr 2009 zählt. Die in einen quadratischen Metallsockel eingelassene schlanke Stele mit quadratischem Querschnitt ist technisch akkurat gestaltet: Die Oberflächen sind glatt und die splittrigen Bruchkanten des Balkens aus Ulmenholz exakt in das Plexiglas eingefasst. In der Arbeit trifft eine präzise maschinelle Bearbeitung auf die Willkür der Naturkräfte. Die Idee, gebrochenes Holz mit Plexiglas zu ergänzen, kam Vera Röhm 1975 bei einem Waldspaziergang nach einem Sturm, der eine Vielzahl verwüsteter und abgebrochener Bäume hinterlassen hatte.

 

In den Ergänzungen werden zwei komplementäre Stoffe zu einer dauerhaften Einheit miteinander verschmolzen. So wie die Komplementärfarben im unmittelbaren Nebeneinander ihre Leuchtkraft steigern, gehen bei Vera Röhm Holz, das traditionelle Material der Bildhauerei, und der moderne Kunststoff eine spannungsvolle ästhetische Verbindung ein. Doppelergänzung ruft eine ganze Palette an gegensätzlichen Begriffspaaren in den Sinn: Nüchterne Geometrie trifft auf individuell gewachsene Form, Transparenz auf Masse, Schwebendes auf eine stabile Verankerung, Anorganisches auf Organisches, Dichtes auf Poröses. Die betont konstruktive Verbindung zwischen Stele und Sockel konkurriert zudem mit der offenen und unstrukturierten Erscheinungsweise der faserigen Enden des Holzstücks; im Bereich der Bruchstellen tauchen auch kleine eingeschlossene Bläschen und Holzsplitter auf, die an geheimnisvolle Einschlüsse in Bernstein erinnern. Trotz ihrer so unterschiedlichen Materialität gehen Holz und Plexiglas nahtlos ineinander über. Das Ergebnis ist eine symbiotische Verbindung, in der das eine ohne das andere nicht existieren kann und beides sich zu einem poetisch-sinnlichen Ganzen vereint. In dieser Plastik hat Vera Röhm zu einer ganz eigenwilligen Synthese von Natur und Kunst gefunden. (Cornelia Buder)

 

Vera Röhm

1943 geboren in Landsberg am Lech
Lebt und arbeitet in Darmstadt und Paris