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Museum Ritter
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Horst Bartnig
139 unterbrechungen in orange,
139 striche in schwarz,
139 unterbrechungen in türkis,
139 striche in weiß, 2003

Acryl auf Leinwand

100 x 100 cm

© Künstler

Foto: Olaf Nagel

 

Seit 1964 arbeitet der in Berlin lebende Künstler Horst Bartnig im konstruktiv-konkreten Bereich. Unterschiedliche Werkgruppen von den „Relationen“ über die „Variationen“ bis hin zu den „Unterbrechungen“ und „Quadratgruppen“ sind seither entstanden, allerdings nicht in chronologischer Abfolge. Verschiedene Arbeiten entstehen mitunter gleichzeitig und weisen einen Variantenreichtum auf im Umgang mit dem Formenvokabular der konkreten Kunst. Bartnig ist fasziniert vom klaren, nachvollziehbaren Aufbau dieser Malerei, verwirft jegliche Spontaneität im Arbeitsprozess und lässt sich auf keinerlei Zufälle ein.


Neben der geometrischen, eindeutigen Formensprache greift er einen weiteren Aspekt der Konkreten Malerei auf, nämlich den Umgang mit mathematischen Formeln und Berechnungen. Seit 1979 arbeitet er mit Mathematikern und Programmierern des Zentralinstituts für Informatik und Rechentechnik in Berlin-Adlershof zusammen. Das Ergebnis ist eine Malerei, die formal und farblich in visueller Eindrücklichkeit logische Entwicklungsreihen darbietet und variiert, wobei es um mehr geht als die Illustration mathematischer Zahlenkombinationen. Im Vorfeld einer malerischen Arbeit in Acryl auf Leinwand stehen bis zu hundert errechnete Zeichnungen am Computer. Dieses Verfahren der enumerativen Visualisierung dient dazu, eine Bildidee zu entwickeln. Ständiger Begleiter des Künstlers ist der Zweifel, ob das am Bildschirm Entstandene einer Umsetzung ins große Bildformat standhält, ob noch eine bessere Lösung zu finden ist.


Eine frühe Erfahrung am Computer, nämlich die Beobachtung, dass der Rechner sehr exakte Striche zu zeichnen vermag, löst die Werkgruppe der „Unterbrechungen“ aus. Das nämlich, was der Computer nicht zeichnen soll, die Unterbrechungen zwischen den Strichen, wird zum Ziel Bartnigs künstlerischen Arbeitens. Analog zur Pause, zum Nicht-Gespielten in der Musik, thematisiert er in der Malerei die visuelle Pause, das Unsichtbare – das, was dazwischen liegt. Durch die Setzung der Farben, etwa in Komplementär- oder Warm-Kalt-Kontrasten, ergeben sich weitere Möglichkeiten, die unterbrochenen Linien zu rhythmisieren und zu dynamisieren. Es entstehen Wechselwirkungen zwischen Struktur und Farbe, wodurch der Eindruck des Zufälligen erweckt wird, jedoch jede Platzierung und jede Unterbrechung exakt berechnet bleibt. Anders als die Pioniere der konstruktiv-konkreten Kunst verbindet Bartnig keinerlei Zahlenmystik oder welterklärende Philosophie mit seinem Schaffen und bleibt trotz des Hilfsmittels Computer ein Maler, der authentisch mit Farbe auf Leinwand ein konsequentes Werk erarbeitet.

 

Horst Bartnig

1936 geboren in Militsch, Schlesien (PL)

Lebt und arbeitet in Berlin