
Enrico Bach
Tetra II, 2013
Öl auf Leinwand
210 x 280 cm
© Künstler
Foto: Janusch Tschech
Der Künstler Enrico Bach erschafft seine Werke auf äußerst reflektierte Weise. Er ist ein fundierter Kenner der Kunstgeschichte und wählt für seine Ölgemälde Themen, die die Malerei seit Jahrhunderten beschäftigen: die perspektivische Raumdarstellung, die Licht- und Schattenmodellierung sowie die stoffliche Qualität des Sujets.
Bachs Streben nach der perfekten Illusion erinnert an den Wettstreit zwischen den antiken Malern Zeuxis und Parrhasios. Nur sind in dem Bild Tetra II nicht naturgetreu abgebildete Früchte oder ein täuschend echt dargestellter Vorhang zu sehen, sondern greifbar erscheinende geometrische Formen, die zu einer tektonischen Komposition zusammengefügt sind. In dem großformatigen Gemälde öffnet sich zwischen seitlich gesetzten, farbigen Balken ein Formgefüge, das wirkt, als hätte der Künstler die Rasterstrukturen der konkreten Kunst in die dritte Dimension überführt. Man meint, ein orthogonales Flechtwerk in unter-schiedlichen Grauschattierungen wahrzunehmen, das – obgleich selbst von zweidimensionaler Qualität – reliefartig in den Raum auskragt.
Für seine Gemälde lässt sich Bach von visuellen Strukturen inspirieren, die ihm im Alltag begegnen; im Falle von Tetra II waren es die aufeinandergetürmten Lautsprecherboxen eines Elektromusik-Festivals. Dabei folgt seine Auseinandersetzung mit abstrakten räumlichen Strukturen einer stringenten Entwicklung. Zum einen wandte er sich von der gegenständlichen Malerei einer konstruktiv-geometrischen Formensprache zu; zum anderen fand er, von der Collage ausgehend, zu einer Form der Malerei, die den Anschein von Dreidimensionalität erweckt.
Der faszinierende Trompe-l’œil-Effekt des Gemäldes Tetra II beruht auf dem Zusammenspiel von illusionistisch-plastischer Erscheinung, inszenierter Lichtführung und einer Stofflichkeit, deren metallisch-kühle Glätte man buchstäblich spüren kann. Bei näherem Betrachten jedoch wird das Künstliche des Bildes offenbar: Die Spuren des Malprozesses sind sichtbar, und die Licht- und Schattensetzung weist perspektivische Brüche auf. Bach reizt hier die gestalterischen Mittel der Malerei aus. Er stellt sich in die Kontinuität der Maltradition, unterwandert aber gleichzeitig radikal unsere Sehgewohnheiten.
Enrico Bach
1980 geboren in Leipzig
Lebt und arbeitet in Karlsruhe