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Museum Ritter
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Klaus Staudt
Periphere Verdichtung, 1965/67

Holz, Plexiglas, weiße und gelbe Dispersionsfarbe

70 x 70 x 9,5 cm
© VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Foto: Gerhard Sauer

 

Klaus Staudts Werk steht ganz in der Tradition konstruktiv-konkreten Kunstschaffens. Die zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts erstmals entstandenen Ideen hat der Künstler in ganz eigenständiger Weise weiterentwickelt und so auf dem Gebiet der geometrischen Abstraktion zu unverwechselbaren Lösungen von hoher ästhetischer Wirkung gefunden. Am Anfang seiner künstlerischen Laufbahn übten neben seinem Münchner Umfeld vor allem die Gruppe ZERO und die 1960 in Frankreich gegründete GRAV (Groupe de Recherche d'Art Visuel) einen entscheidenden Einfluss auf seine Entwicklung aus. Wie die Mitglieder der GRAV so verfolgt auch Staudt in seiner Kunst methodische Ansätze, die auf mathematischen Gesetzmäßigkeiten und einer systematischen Kombinatorik beruhen. Und wie so viele Vertreter einer mathematisch-konstruktiven Kunst geht auch er in seinen Werken bevorzugt von einer quadratischen Grundfläche aus, die sich wie keine andere geometrische Elementarform gleichmäßig rastern und systematisch strukturieren lässt. Früh schon entdeckt er dabei die Bildform des Reliefs als geeignetes Medium für sich, jene zwischen flächigem Bild und Plastik angesiedelte Kunstform, in der malerische Prinzipien mit räumlicher Körperlichkeit und den Gesetzen perspektivischer Wahrnehmung verschmelzen.

 

Seit den 1960er Jahren hat Staudt eine Reihe systematisch-konstruktiver Werke geschaffen, die reliefartig und monochrom sind. Vor einem planen Grund ordnet er in diesen Arbeiten geometrische Einzelformen zu seriellen Strukturen an. Gestalterisches Mikroelement dieser frühen Kompositionen ist häufig der Würfel, das dreidimensionale Äquivalent des Quadrats also, oder eine aus dessen Zerlegung gebildete Teilform. Zu dieser Werkgruppe gehört die 1965/67 entstandene Arbeit Periphere Verdichtung. Vor einer gelben Rückwand formen hier insgesamt 16 x 16 Würfelsegmente aus Holz ein quadratisches Bildrelief. Eine transparente Plexiglasscheibe schließt die Schauseite des Objektkastens ab. Die Prismen sind in gleichmäßigem Abstand zueinander verteilt. Sie sind in acht unterschiedlichen Höhen gehalten, die zum linken und rechten Objektrand hin zunehmen, sich zur Peripherie hin also verdichten. Klaus Staudt hat die hölzernen Teilchen ganz in der Nichtfarbe Weiß gehalten, die er wegen ihrer inhaltlichen Offenheit und immateriellen Wirkung vor allem in seinem frühen Werk bevorzugt einsetzte. Die Würfelsegmente verändern nach einem bestimmten System ihre Lage im Raum. Sie werfen starke Schatten auf den gelben Grund. Das räumlich modellierende und farblich nuancierende Spiel von Licht und Schatten spielt hier eine entscheidende, Werk konstituierende Rolle, was im Übrigen für alle Reliefs des Künstlers gilt. Halt- und schwerelos scheinen die in Abstand zur Rückwand platzierten Holzelemente im Bildkasten lautlos zu schweben. Wie Staudt diesen faszinierenden Effekt erzielt, bleibt sein Geheimnis.

 

Klaus Staudt

1932 geboren in Otterndorf  
Lebt und arbeitet in Frankfurt am Main