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Museum Ritter
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Winfred Gaul
Diamond Blues III, 1967/69

Acryl auf Leinen, aufgezogen auf Spanplatte
Ø 100 cm
© VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Foto: Galerie Schlichtenmaier

 

Als Winfred Gaul 31-jährig mit seinen informellen Bildern an der documenta 2 (1959) teilnahm, markierte dies den Höhepunkt seines Erfolgs als junger deutscher Vertreter der gestischen Malerei. Ungefähr in dieser Zeit begann er jedoch, statt mit dem Pinsel mit dem Lappen eine Reihe von sogenannten Wischbildern anzufertigen, in denen sich sein neues Streben nach einer Klärung der bildnerischen Mittel zeigte. Nach einem längeren Aufenthalt in den USA, in dem er die neuesten Tendenzen der Kunst aufsog, fand er um 1962 zu einer weiteren, radikalen Umformulierung seiner Malerei, die sich nun durch ein geometrisches Bildvokabular, klar definierte Formflächen und eine leuchtende Farbpalette auszeichnete. Diese Werkphase dauerte ein Jahrzehnt und wurde vom Künstler Verkehrszeichen und Signale tituliert. Trotz dieses stilistischen Wandels innerhalb weniger Jahre fand Winfred Gaul auch mit diesen Werken rasch Anerkennung. So war er 1967, also im Jahr, als das Bild Diamond Blues III aus der Sammlung Marli Hoppe-Ritter entstand, in der Ausstellung Formen der Farbe in Stuttgart und in Bern vertreten, wo Gauls Werk in Zusammenhang mit Hard-Edge-Malerei, Farbfeldmalerei und shaped canvas-Bildern aus Europa und den USA gestellt wurde. Diese stilistische Offenheit, die das Schaffen von Winfred Gaul insgesamt kennzeichnet und ihn in den 1970er Jahren zu einer erneuten Umorientierung seiner Malerei führte, begründete der Künstler damit, „das Phänomen der Malerei von immer wechselnden Ansätzen her einzukreisen und zu analysieren.“  


Diamond Blues III ist ein Rundbild mit einer zentral platzierten, rot umrandeten Raute, auf Englisch „diamond“. Der Bildtitel benennt neben dem dargestellten Motiv auch die blauen Farbtöne, ein kräftiges Mittelblau und ein Hellblau. Die noch zu Beginn der 1960er Jahren in seinem Werk verarbeiteten Zitate aus der populären Werbe- und Medienkultur lässt Winfred Gaul in diesem Gemälde völlig weg und strebt stattdessen eine größtmögliche Versachlichung an, die die moderne Kommunikationsästhetik der mobilen Gesellschaft aufgreift. Das kreisrunde Format, die frontale, präzise Darstellung der Motive sowie die homogenen Farbflächen rufen daher beim Betrachter unschwer die Assoziation eines Verkehrsschildes hervor. Charakteristisch ist zudem die auf das Bildzentrum ausgerichtete, nicht-kompositorische Anordnung der Elemente, die jegliche narrative Lesart verhindert. Mit der Abfolge der Formen, die sich vom Quadrat, über die Raute mit abgerundeten Ecken bis hin zum vollendeten Kreis entwickelt, wird das konventionelle hierarchische Verhältnis von Figur und Grund aufgehoben. Bildmotiv und Bildträger verschmelzen hier zu einer logischen Einheit, die das Werk nicht nur sehr flächig erscheinen lässt, sondern auch betont objekthaft. Während der Kalt-Warm-Kontrast zwischen den Farbformen den zeichenhaften Charakter des Bildes unterstreicht, erzeugt das harmonische Nebeneinander der Blautöne eine gewisse räumliche Wirkung.

 

Winfred Gaul

1928 geboren in Kalkum (Düsseldorf)  

2003 gestorben in Düsseldorf