Camill Leberer
Aus dem Echoraum
14. Mai bis 17. September 2023

Camill Leberer ist ein Grenzgänger, dessen bildhauerisches Werk in weiten Teilen der Malerei ähnelt und doch in seinen diversen Ausformungen stets Ergebnis eines intensiven Nachdenkens über Licht und Raum ist. Charakteristisch für sein Schaffen ist, dass es auf konstruktiv-geometrischen Gestaltungsweisen aufbaut und damit in der Nachfolge der konkreten Kunst und Minimal Art steht; einem konsequenten Einsatz von mathematisch exakten Formen oder von logischen Ordnungen steht der Künstler hingegen eher skeptisch gegenüber. Statt seine Kunst stilistisch festzulegen, zieht Leberer es vor, eine vom Grundsatz her planvolle, systematische Vorgehensweise mit expressiven, farbmalerischen und lichtreflektierenden Mitteln zu verbinden, um jene dynamischen Wirkungen zu erzielen, die seine Arbeiten so unverwechselbar machen.
Seine Skulpturen, Bilder und Installationen, die er aus Metall, Farbe, Glas und auch Leuchtröhren kreiert, weisen mithin sehr gegensätzliche Merkmale auf: Sie erscheinen gleichermaßen sachlich und improvisiert, opak und transparent, abweisend-kühl und sinnlich-atmosphärisch.
Die Aktivierung der Betrachterwahrnehmung im Spannungsfeld von Werk und Raum ist der zentrale Aspekt von Leberers Kunst. Über das Wechselspiel von Materialien, Farben und Formen richtet sich sein Schaffen gezielt an das Schauen im Sinne einer prozesshaften Handlung: Das Publikum wird dazu angeregt, sich vor den Arbeiten zu bewegen und Raum in seinen vielfältigsten Facetten zu erleben, ja, es wird vom Künstler dazu eingeladen, einen „imaginären Handlungsraum“ zu betreten und darin einzutauchen.

Camill Leberer ist seit Jahren mit einer Vielzahl von Werken in der Sammlung Marli Hoppe-Ritter vertreten. Die Ausstellung, die im engen Austausch mit dem Künstler entstand, macht vor allem den geometrischen Ansatz seines Schaffens deutlich: Ein kubisches „Gehäuse“ aus Glas, die wiederholte Referenz auf das Quadrat und den rechten Winkel in den Metallbildern und nicht zuletzt eine serielle Präsentation von Sandpapieren sind beispielhaft hierfür. Ergänzt wird die Schau durch eine Auswahl an Zeichnungen, Fotografien und Gedichten, die einen erweiterten Einblick in den Ideenkosmos des Bildhauers Camill Leberer geben.

Biografie
1953 geboren in Kenzingen |
1978–1984 Studium der Bildhauerei, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart |
1984 Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg |
1985 Preis Forum Junger Kunst, Wolfsburg |
1986 erste Einzelausstellung, Kunsthalle Mannheim |
1987/88 Dozent an der Fachhochschule für Gestaltung Pforzheim |
1988 Stipendium der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo |
1991/92 Gastprofessur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart |
2004–2007 Reisen nach Westafrika |
2008 Peter-Hans-Hofschneider-Preis der Kunststiftung Baden-Württemberg |
2011 Artist in Residence an der Sanskriti Foundation, Neu Delhi |
2022 Nominierung für den Kunstpreis „Kubus“ der Sparda-Bank Baden-Württemberg und des Kunstmuseum Stuttgart |
Der Künstler lebt und arbeitet in Stuttgart. |
Film zur Ausstellung