Beat Zoderer
Nimbus des Alltäglichen


Beat Zoderer nimmt mit seinem außergewöhnlichen Werk eine herausragende Position im internationalen Spektrum aktueller konstruktiver Tendenzen ein. In seinen Objekten, Plastiken, Bildern und Installationen gelangt er immer wieder aufs Neue zu erfrischend originellen Spielarten der Geometrischen Abstraktion. Sein vielfältiges Œuvre lässt sich nicht in eine Schublade stecken. Wie die VertreterInnen der konkreten Kunst will auch er nichts abbilden oder erzählen. Doch haben seine Arbeiten mit ihren rigiden Idealen nur wenig gemein. Denn statt auf mathematische Perfektion und Ordnung zu setzen, gestaltet er seine Werke intuitiv und mit nonchalantem Pragmatismus.
Die Materialien für seine Kunst fand Zoderer für lange Zeit im banalen Alltag: zunächst im Sperrmüll und in Abfallcontainern, dann in Schreibwarenläden oder Baumärkten. Versatzstücke von ausrangierten Gegenständen und einfache Büroutensilien wie Sichthüllen, Klebeetiketten und Aktenordner arrangierte er zu humorvoll-originellen Kompositionen. Durch ihre Transformation in Werke der Kunst verleiht Zoderer den praktischen Alltagsdingen einen nobilitierenden Nimbus. Ihre Bodenhaftung verlieren seine Objekte dadurch jedoch nicht, denn spätestens bei näherer Betrachtung wird klar, dass der Künstler mit allersimpelsten Utensilien des täglichen Gebrauchs operiert.

Zoderers jüngste Werke, zu denen auch farbenfrohe Gemälde zählen, beeindrucken durch eine ausgesprochen dynamische Konstruktion, die stets darauf ausgerichtet ist, Bewegung zu suggerieren und Raum zu definieren. Den Anschein von Tiefe erzeugt der Künstler in seinen Bildern durch Überschneidungen von gemalten Linien und Gitterstrukturen sowie durch interferierende Farben, die sich zu neuen Farbwerten mischen.
Mit viel Witz und Verve gelingt es Beat Zoderer in seinen Arbeiten, den Blick auf die materielle Welt der Gebrauchsgüter ebenso neu auszurichten wie den auf die hehren Ideale der Kunst. Die im ganzen Museum eingerichtete Ausstellung gibt anhand von rund 60 Arbeiten in unterschiedlichen Medien einen Überblick über sein Schaffen der letzten vierzig Jahre: von den Sperrmüllobjekten der 1980er-Jahre über die Reliefs und seriellen Kompositionen aus Büro- und Bastelmaterialien bis hin zu seiner aktuellen Malerei.
Biografie
1955 geboren in Zürich |
1971–78 Lehre als Hochbauzeichner und Tätigkeit in verschiedenen Architekturbüros |
seit 1979 selbstständiger Künstler |
1986 Atelierstipendium der Stadt Zürich, Genua |
1988 Atelierstipendium der Stadt Zürich, New York |
1994 ManorKunstpreis, Kanton Aargau |
1994/98 Werkjahr-Stipendium des Aargauer Kuratoriums |
1998 Anerkennungspreis der Max Bill Georges Vantongerloo Stiftung, Zumikon |
2009 Aargauer Kulturpreis der AZ Medien Gruppe |
2018 Willy Reber Kunstpreis, Lenzerheide/Lar |
2022 Artist in Residence der Landis & Gyr Stiftung, London |
2024 Artist in Residence, Mandranova, Palma di Montechiaro, Sizilien |
Der Künstler lebt und arbeitet in Wettingen bei Zürich und in Genua. |
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