Richard Paul Lohse
Drei komplementäre Diagonalordnungen mit gelben Ecken – Variation C, 1978
Acryl auf Leinwand
© VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Foto: Gerhard Sauer
Leuchtende Farbkontraste bestimmen das 1978 entstandene Bild des Schweizer Malers, Grafikers und Publizisten Richard Paul Lohse, der neben Max Bill, Camille Graeser und Verena Loewensberg zu den Hauptvertretern der Zürcher Konkreten zählte. Sein in der Nachfolge des russischen Konstruktivismus und der niederländischen De Stijl-Gruppe entstandenes Œuvre ist von einer systematischen und analytischen Vor gehens-weise geprägt.
In dem hier vorgestellten Gemälde regen neun farbige Quadrate, regelmäßig auf einer ebenfalls quadratischen Grundfläche verteilt, und der Werktitel Drei komplementäre Diagonalordnungen mit gelben Ecken – Variation C zu einer Entschlüsselung der Bildordnung an. Sie wird schließlich in den drei Farbpaaren Rot / Türkis, Blau / Gelborange, Violett / Gelbgrün erkennbar, die jeweils diagonal aufeinandertreffen. Das Gemälde zählt zu Lohses Werkgruppe Modulare und Serielle Ordnungen, die er ab 1943 schuf. Grundelement dieser Kompositionen ist das Quadrat, das die Bild-fläche modular gliedert. Es entsteht eine gleichförmige Rasterstruktur, die parallel zur Grundform des Bildträgers angelegt ist. Diese Art der Bildfindung basiert also auf einer Vereinheitlichung der gestalterischen Mittel, und sie ist das Ergebnis von Untersuchungen, in denen Lohse die Unterscheidung zwischen Bildfeld und Bildstruktur aufzulösen suchte.
Mit dem Quadrat als Baustein lassen sich nicht-hierarchische, serielle Ordnungen bilden, die ebenso variabel wie erweiterbar sind und die das Bild so zum Bestandteil eines größeren Systems machen. Die Idee der Standardisierung der Einzelform wird von der makellosen Textur des Farbauftrags unterstützt, der keine Unregelmäßigkeit, keine Pinselspur aufweist. Um dennoch die Individualität eines jeden Farbquadrats zu sichern, trennte Lohse in seinen Modularen und Seriellen Ordnungen gleiche Farben voneinander und begrenzte sie durch jeweils andere. Allerdings können benachbarte Quadratfelder ähnlicher Farbgebung auf den ersten Blick einen eher summarischen Farbeindruck hinterlassen, wie es etwa bei den gelben Farbfeldern der vorliegenden Komposition der Fall ist. (Jutta Fischer)
Richard Paul Lohse
1902 geboren in Zürich
1988 gestorben in Zürich


