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Maurizio Nannucci
LOVE, 2013

Farbiges Neonsystem
300 x 300 cm

© Künstler

Foto: Gerhard Sauer

 

Seit seiner ersten Neonarbeit Alfabetofonetico aus dem Jahr 1967 hat Maurizio Nannucci zahlreiche Worte, Begriffe und Sentenzen mit bildnerischen Mitteln durchbuchstabiert. Neben Jenny Holzer, Joseph Kosuth, Mario Merz und Bruce Nauman gehört er zu den renommiertesten Künstlern, die die Elemente Licht, Farbe und Schrift beziehungsweise Sprache in ihren Arbeiten miteinander verknüpfen. Im Gegensatz zu vielen jüngeren Lichtkünstlern, die sich der deutlich günstigeren, langlebigeren und damit auch wartungsärmeren Leuchtdioden-Technik bedienen, schwört der italienische Künstler nach wie vor auf Neonlicht, das seiner Meinung nach eine eigene lebendige Farbcharakteristik besitzt.

 

Während etliche Vertreter der Konkreten Poesie vom Wort als eigentlichem Bedeutungsträger absehen, spielt der teilweise nach linguistischen Methoden vorgehende Maurizio Nannucci mit verschiedenen, sich gegenseitig verschränkenden Sinnebenen. Die dafür eingesetzten Mittel erscheinen dem Betrachter zunächst einmal vertraut, er kennt sie von Neonreklamen aus dem urbanen Raum. Nun aber ist er mit diesen nicht mehr in nächtlichen Straßenschluchten und in Untersicht, sondern auf Augenhöhe in einem künstlich abgedunkelten Ausstellungsraum konfrontiert.

 

Bei Nannuccis in mehreren Versionen ausgeführter Arbeit LOVE erschwert allein schon das weit überlebensgroße Format der vier zu einem einzigen Quadrat verdichteten Lettern und das plakativ gleißende Leuchten der sich überlagernden Farblinien die Lesbarkeit in erheblichem Maße. Noch bevor also die einzelnen Schriftzeichen und deren mögliche Kombinationen zu einem sinnfälligen Ganzen ausgemacht sind, lassen sich drei geometrischen Grundformen identifizieren: Kreis, Dreieck und Quadrat (einseitig geöffnet). Bei etwas längerer Betrachtung erkennt man sodann die vier Buchstaben L, O, V, E, denen jeweils eine eigene Farbe zugeordnet ist. Das englische „love“ lässt dabei offen, ob es substantivisch, als Verb und womöglich sogar imperativisch, also als Aufforderung gemeint ist, was angesichts des monumentalen Formates der Leuchtlettern ebenso denkbar wäre. Bei einem derart schillernden Begriff wie dem der Liebe könnte die Divergenz zwischen Zeichen und Bezeichnetem nicht größer sein. Nannuccis Werk lässt auch im übertragenen Sinn vielfältige Lesarten zu: So kann die Liebe hell erstrahlen, sie kann erkannt und verstanden werden – oder eben auch nicht.

 

Maurizio Nannucci

1939 geboren in Florenz

Lebt und arbeitet in Florenz und in Süddeutschland