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Museum Ritter
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Susanne Ackermann

Ohne Titel, 2004

Acryl auf Nessel

150 x 150 cm

© Künstlerin

Foto: Gerhard Sauer

 

Wenn man von der Tex­tur eines Bildes spricht, ist für gewöhnlich die Struktur des Malmittels gemeint, das sich an der Oberfläche der Leinwand abzeichnet. Bei den Malereien der Karlsruherin Susanne Ackermann ist das anders. Sie ergründet die Tex­tur der Malerei weniger an der Oberfläche, sondern in den Tiefen des Bildraumes. Wie das gemeint ist, zeigt das Werk Ohne Titel aus dem Jahr 2004 geradezu paradigmatisch. Es ist ein quadratisches Bildformat. Der durch und durch abstrakten Komposition liegt ein orthogonales Raster zugrunde. Horizontal ist eine Anordnung von breiteren und schmaleren Streifen erkennbar, in der Vertikalen verläuft das Raster in nahezu gleichen Abständen. Zusätzlich wird diese vertikale Ausrichtung unterstrichen durch Pinselspuren, die aus dem lasierenden Malakt selbst resultieren.

 

Diese Lasuren sind in zweierlei Hinsicht von Bedeutung: Zum einen erzeugen sie zwischen den Farbflächen sanfte Unschärfen, die im Laufe des Malens das zugrunde gelegte Raster sukzessive auflösen. Es bleibt erkennbar, weicht aber einem kompositorischen Rhythmus, der von den Farbkontrasten lebt, aber mehr noch von den Zwischentönen. Das Ergebnis ist eine Tex­tur, die an eine ex­trem makroskopische Ansicht eines Gewebes erinnert. Zum anderen ermöglicht diese lasierende Malerei, Farben  in unzähligen Schichten aufzubauen und dennoch transparent wirken zu lassen. Die angesprochene Tex­tur des Bildes gewinnt dadurch an Tiefe, so dass sich gewissermaßen ein retrograder Effekt einstellt: Während Susanne Ackermann tatsächlich an der Oberfläche die Tiefe ihrer Malerei herausarbeitet, gewinnt der Betrachter den Eindruck, als dringe die Künstlerin von der Oberfläche in die Tiefe des Bildraumes ein.

 

„Irgendwann“, so beschreibt die Künstlerin die Arbeit vor der Leinwand, „ist nicht nur die Fläche des Malgrundes ausgefüllt, sondern … eine Dichte er-reicht, die den einzelnen breiten Pinselstrichen den Raum gibt, zwischen Oberfläche und Tiefe zu oszillieren.“ Diesen Punkt zu erreichen, verlangt äußerste Konzentration, was jeden einzelnen Pinselstrich anbelangt. Und es erfordert eine große Präzision, die Konsequenz jedes einzelnen Pinselstrichs im Sinne des gesamten Gefüges und der Tex­tur des Bildes genau einzuschätzen. Nur so gelingt es Susanne Ackermann, die Tex­tur ihrer Malereien aus der Tiefe des Bildraumes an die Oberfläche zu bringen – und umgekehrt. 

 

Susanne Ackermann

1962 geboren in Oldenburg