
Regine Schumann
colormirror farbrausch III, 2010
Fluoreszierendes Acrylglas
170 x 170 x 20 cm
© VG Bild-Kunst, Bonn 2025
Foto: Gerhard Sauer
Regine Schumanns Objekte beziehen ihre magische Schönheit aus dem Zusammenspiel von Farbe, Licht, Material und Raum. Fast immer verwendet die Künstlerin Werkstoffe, die selbstständig leuchten, sobald ihnen Lichtenergie zugeführt worden ist. So hat sie in den vergangenen Jahren mit fluoreszierenden Plastikschnüren, Pigmenten und Papieren gearbeitet, ihr bevorzugtes Material aber ist fluoreszierendes Acrylglas. Durch die intensive Beschäftigung mit lumineszierenden Stoffen und ihrer unterschiedlichen Wirkung im Tages- oder Schwarzlicht hat sie die chamäleonhafte Verwandlung ihrer Objekte als wesentliche Qualität ihrer Kunst entdeckt und im Laufe der Zeit vielfach thematisiert.
Die Arbeit colormirror farbrausch III gehört zu einer 2010 begonnenen Reihe gleichartiger quadratischer Bildkästen, die Regine Schumann zunächst in vier unterschiedlichen Farben realisierte. Bestanden ihre Leuchtobjekte lange Zeit aus eingefärbten transparenten Acrylglasplatten, setzte sie hier erstmals satiniertes farbiges Acrylglas ein, das den Arbeiten eine besonders samtige Anmutung verleiht. Mit sicherem Gespür für Farbe und Farbwirkungen lotet sie die Möglichkeiten des transluziden Materials aus. Die Künstlerin, die die Herstellung ihrer Acrylglasobjekte regelmäßig einem Kunststoffverarbeiter überantwortet, ist bis heute durch und durch Malerin geblieben. Dementsprechend folgt auch colormirror farbrausch III malerischen Prinzipien: Die satinierte Vorderseite kombinierte Schumann mit transparenten Seitenflächen und einer metallisch pigmentierten, golden schimmernden Rückwand, die das einfallende Licht reflektiert und dadurch den energetischen Charakter des Objektes verstärkt. Farbe und Licht verschmelzen in dem Werk zu einem sinnlichen roten Farbraum, der in den Ausstellungssaal hineinstrahlt.
Bereits gewöhnliches Tages- oder Kunstlicht bringt den großen Bildkasten zum Scheinen, doch erst im Schwarzlicht entfaltet er seine ganze atmosphärische Leuchtkraft: Das ultraviolette Licht regt das fluoreszierende Material zum aktiven Strahlen an und verwandelt das Werk in einen intensiv glühenden Farbkörper. Im Dunkel des Schwarzlichts erscheint colormirror farbrausch III wie ein leuchtendes sphärisches Objekt, dessen Konturen und Oberflächen sich in irisierendes Farblicht aufzulösen scheinen. Kaum mehr wird die Arbeit dann noch in ihrer materiellen Präsenz wahrgenommen. Regine Schumann gelingt mit ihrer Konzeption eine Gratwanderung zwischen dem realiter körperhaften Gegenstand und seiner perzeptuellen Auflösung in eine überaus faszinierende, auratische Lichterscheinung.
Regine Schumann
1961 geboren in Goslar
Lebt und arbeitet in Köln