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Museum Ritter
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Paola Pivi
Ohne Titel, 2008

Plexiglasperlen

70 x 70 x 23 cm

© Künstlerin

Foto: Gerhard Sauer

Aufmerksamkeit auf internationaler Ebene erregte Paola Pivi mit inszenierten Fotografien, die Tiere in ungewohnter Umgebung zeigen. Seien es der Esel, der auf einem Boot unterwegs ist, der Leopard, der durch Cappuccinotassen schleicht, oder Zebras inmitten einer Schneelandschaft. Diese Bilder entstehen in realen Situationen und sind nicht etwa das Werk von Bildbearbeitungsprogrammen. Lang andauernde Arbeitsprozesse sind Teil der Performances, Installationen und Fotografien, die von zahlreichen Mitarbeitern und Spezialisten vorbereitet werden müssen. Die Ergebnisse muten oftmals surreal an, da Gegenstände oder Lebewesen unterschiedlichster Bereiche miteinander vereint werden, die gemeinhin nichts miteinander zu tun haben. Weite Aussichten mit poetischen Motiven erzeugen rätselhafte, irreale Welten, in denen die Einzigartigkeit der Objekte und Individuen die Aussagekraft der Werke steigern.


Aber nicht allein die Singularität, auch eine künstliche Serialität ist wesentlicher Aspekt ihrer Arbeiten. So zeigt sie etwa in einer Rauminstallation von 2001 tausende Gegenstände vom Traktor bis zur Barbiepuppe in je zwei identischen Ausführungen, wodurch gerade der ikonenhafte Charakter eines als Kunstwerk präsentierten Gegenstandes in Zweifel gezogen wird. Der Aspekt des Seriellen kommt ebenfalls in ihren minimalistischen Raumplastiken und Wandarbeiten zum Tragen, die sie seit 1999 ausstellt. Hierbei verwendet Pivi industriell hergestellte Materialien wie farbiges Einfassband oder Kunstperlen aus Plexiglas.


Das unbetitelte Wandobjekt von 2008 lässt seine quadratische Grundform noch erkennen, trotz zigtausender kleiner Plexiglasperlen, die wie Sprossen einer wuchernden Pflanze aus der Bildfläche hervorragen. Durch die lebendige Materialität der biegsamen, glitzernden Perlenreihen verliert die sich in verschiedenen Farben wiederholende quadratische Grundform ihren konkreten und exakten Charakter und gewinnt einen weicheren, organischen Wesenzug hinzu. Dieser wird durch die Lichtreflexionen auf der Oberfläche jeder einzelnen Glasperle gesteigert, was die Assoziation an tropfendes Wasser hervorruft. Diese Wirkung schafft einen reizvollen Kontrast zur Künstlichkeit des Materials. Während die Lichtreflexe in den pastellfarbenen Bereichen die Helligkeit der Farben unterstreichen und steigern, wirken die Spiegelungen im schwarzen Rand des Objektes kontrastreich und geheimnisvoll. Indem Paola Pivi gegenläufige Aspekte einer bildnerischen Sprache vereint, schafft sie auch in ihren Wandobjekten eine komplexe, irritierende Wirkung, die Grundzug ihres vielseitigen Werkes ist.

 

Paola Pivi
1971 geboren in Mailand
Lebt und arbeitet in Anchorage (AK)