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Museum Ritter
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Ottmar Hörl
Besenstücke, 1998

Besen, Aluminium

25 x 25 x 9 cm

© Künstler

Foto: Gerhard Sauer

 

Ottmar Hörl: „Meine Arbeiten haben immer eine mehr oder weniger politische Intention, das heißt, sie tendieren dazu, Aussagen über die Gesellschaft zu machen. In der Kunst geht es nicht darum, die Welt einzuteilen in Gut und Böse, sondern darum, dass Kunst als ein Teilaspekt der Gesellschaft von dem Willen geprägt ist, zu verunsichern und festgefahrene Konventionen zu überspringen oder zu erweitern.“ (1999)

 

Ottmar Hörl ist Konzeptkünstler. Entsprechend seinem erweiterten Begriff der „Plastik als Organisationsprinzip“ verstehen sich seine an der Alltagskultur orientierten, vielfältigen künstlerischen Ausdrucksformen als offensiv-strategische Eingriffe in gesellschaftliche Zusammenhänge. Formuliertes Ziel ist es dabei, zu verunsichern und festgefahrene Konventionen und Glaubenssätze ebenso aufzubrechen wie zu erweitern. Dabei verweigert Hörl bereits im Material seiner Kunstaktionen, Multiples und Objekte, die auf standardisierten, bedeutungsarmen Gebrauchsgegenständen und industriell gefertigten Werkstoffen beruhen, den Anspruch des schöpferisch Originalen. In seinen Wand- und Bodenarbeiten bietet vor allem die Grundfläche des Quadrats, verstanden als eine Urform der traditionellen Malerei, immer wieder Anlass und Ausgangspunkt ideenreicher Abwandlungen und Neuformulierungen. Ironisch greifen die mit Kunstrasen, Seidenefeu oder auch Polyesterschwamm monochrom bespielten und dazu raumbildenden Quadratformationen konzeptuelle Hoheitsformeln ungegenständlicher Malerei auf und entwickeln sie in jeweils spezifischer Weise weiter.

 

Die Nähe zur Malerei ist in der Arbeit Besenstücke bereits durch den Titel hergestellt. Erinnert dieser doch an bekanntes kunsthistorisches Begriffsvokabular wie etwa an den Ausdruck „Blumenstück“. Nur handelt es sich hier tatsächlich um Besenstücke, die im Verlust ihrer funktionalen Identität das Bild als Bild neu befragen und dem Material ungeahnte ästhetische Qualitäten entlocken. Geradezu klassisch wirkt daher die vierfarbige Bild-Montage der Borstenquadrate, die ihre „konkreten“ Vorbilder nicht leugnet. Subversiv und scharfsinnig erscheinen die assoziierten strukturellen Elemente wie Farbverhältnisse, Farbauftrag und Farbraum, materialisiert, paraphrasiert und neu durchdacht. Die Erkenntnis, dass Kunst immer auch aus Kunst hervorgeht, dass Bilder aus Bildern entstehen – gleichgültig mit welchem Material –, offenbart sich im Aufeinandertreffen von Hochkunst und Alltagsgegenstand als indizierte Absicht. Vom Ernst kontemplativer Kunstanschauung durch Zitat und lakonische Ironie entbunden, eröffnet sich vor dem Hintergrund durchaus reflektierter Stellungnahmen zu vergangenen Avantgarden ein kreatives Kommunikationspotenzial, das auf besondere Weise Anreiz zu neuen und veränderten Seh- und Denkweisen bietet.

 

Ottmar Hörl

1950 geboren in Nauheim  
Lebt und arbeitet in Nürnberg und Wertheim