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Museum Ritter
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Günter Umberg

Territorium 11, 2010

Pigment, Dammar, Poliment, MDF

Verschiedene Maße, 5 Teile

© Künstler

Foto: Gerhard Sauer

 

Kann ein Bild allein aus Farbmaterie bestehen? Welche Auswirkungen hat die Eigenschaft von Farbe, sowohl materiell als auch immateriell zu sein, auf das Bild und sein Gegenüber? Solch essenziellen Fragen der Malerei widmet sich der Künstler Günter Umberg. Nachdem er sich zu Beginn seiner Laufbahn vornehmlich mit der Lithografie befasst hatte, begann er 1970 zu malen. Von Anfang an galt sein Interesse der Malsubstanz und dem Eigenwert von Farbe; um die Vermittlung von Bildinhalten oder um Farbsymboliken ging es ihm nie. Rund ein Jahrzehnt später fand er zu den Malmaterialien, die bis heute charakteristisch für seine Werke sind: pulverisierte reine Pigmente. Seitdem verwendet er vor allem schwarze Pigmente, daneben auch grüne, rote und blaue. Umberg, der zu den Vertretern des Radical Painting zählt – einem Kreis von Künstlerinnen und Künstlern aus den USA und Westeuropa, die sich in den Achtzigerjahren auf die Grundfesten der Malerei, allen voran auf die Farbe besannen –, erschafft seine Bildwerke aus bis zu fünfzig Farbpulverschichten. In zeitintensiven Prozeduren trägt er die losen Pigmente mit dem Pinsel auf, im Wechsel mit aufgesprühten Lagen aus Dammarharz, das zuvor in Balsamterpentin aufgelöst wurde und als Binder dient. Ein Bild ist erst dann fertig, wenn dem Künstler die Farbe intensiv genug erscheint.

 

Wiederholt hat Günter Umberg einzelne Bildwerke in Beziehung zueinander gesetzt und zu sorgsam komponierten Gruppen vereint, die er als Territorien bezeichnet. Territorium 11 besteht aus fünf unterschiedlich großen, hochrechteckigen Bildern in verschiedenen Schwarz- und Grünnuancen. Die extrem berührungsempfindlichen, samtigen Oberflächen der Arbeiten entfalten einen starken Sog und suggerieren unendliche Tiefe, ebenso aber wirkt die Farbe in ihrer konzentrierten stofflichen wie auch immateriellen Präsenz über die physischen Bildgrenzen hinaus in den Raum hinein. Da die massiven Bildträger aus MDF, wie so oft bei Umberg, abgeschrägt sind und dadurch subtile Schatten entstehen, scheinen die Werke regelrecht vor der Wand zu schweben. Ihre eindrückliche Wirkung bezieht die Konstellation nicht nur aus der Intensität der Farbe, deren auratischer Dichte man sich kaum entziehen kann, sondern auch aus dem feinsinnig austarierten Zusammenspiel der Bildobjekte und ihrem dynamischen Setting um ein Energiezentrum herum. Günter Umberg hat Territorium 11 übrigens präzise ins Quadrat gesetzt, womit er dem Thema der Sammlung Marli Hoppe-Ritter Reverenz erweist: Seine „territoriale“ Ausdehnung auf der Wandfläche beträgt sowohl in der Vertikalen als auch in der Horizontalen jeweils exakt 243 Zentimeter.

 

Günter Umberg

1942 geboren in Bonn

Lebt und arbeitet in Köln und Corberon (FR)