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Piero Dorazio
Urania, 1965

Öl auf Leinwand
197 x 148 cm
© VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Foto: Oscar Giacomini

 

Der italienische Maler, Grafiker, Bildhauer, Kunstdozent und Publizist Piero Dorazio war einer der führenden Vertreter der Abstraktion und ein Wegbereiter der konkreten Farbmalerei in Italien. Er studierte zunächst Architektur, wandte sich jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg der Malerei zu. Nach einer frühen, vom Sozialistischen Realismus geprägten Werkphase entwickelte er sein künstlerisches Schaffen in intensiver Auseinandersetzung und im Austausch mit der Avantgarde und den abstrakten Strömungen seiner Zeit. 1947 gehört er zu den Unterzeichnern des Manifesto del Formalismo und zu den Mitbegründern von Forma 1, einer Künstlervereinigung, die sich als Gegenbewegung zum Sozialistischen Realismus und zum Provinzialismus in der italienischen Kunst formierte und sich für die Verbreitung abstrakter Kunst starkmachte.

 

Von Anfang an galt Dorazios Interesse den optischen Wirkungsmechanismen von Licht und Farbe. Befreit von allen symbolischen Implikationen, werden in seiner Kunst Licht und Farbe zu struktur- und raumbildenden Elementen, zu fundamentalen Raumwerten schlechthin. Striche, Linien, Felder, Flecken und Flächen, die sich überlagern, verweben oder zu ornamentalen Strukturen verbinden, bilden Dorazios charakteristisches Formenvokabular. Primär- sowie zuweilen auch Sekundärfarben und kontrastierende Komplementärfarben bestimmen seine Palette.

 

In den Sechzigerjahren entstanden seine ersten aus Farbbändern aufgebauten Kompositionen. Das Gemälde Urania aus dem Jahr 1965 gehört zu den verhältnismäßig einfach strukturierten Werken des Künstlers. Auf einem monochrom blauen Fond erstreckt sich ein grobes Gitter aus farbigen Streifen über nahezu die gesamte Bildfläche. Kalte und warme Farben von Orange bis Türkisblau sind zu sehen. Lediglich ein einzelner roter Streifen durchbricht die orthogonale Ordnung und steigt von der Mitte des unteren Bildrandes diagonal zur rechten oberen Bildecke empor. Aus dem Zusammenspiel von Primär-, Sekundär- und Komplementärfarben entsteht eine intensive Leuchtkraft, die durch einige weiße Streifen verstärkt wird. Vertikale und horizontale Farbbänder kreuzen sich in lichthaltiger Transparenz und suggerieren in ihrem optischen Vor und Zurück eine Räumlichkeit von unbestimmbarer Tiefe.

 

Piero Dorazio

1927 geboren in Rom

2005 gestorben in Perugia