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Victor Vasarely
OETA, 1956/58

Öl auf Leinwand

195 x 130 cm
© VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Foto: Gerhard Sauer

 

Das Gemälde OETA fällt in die Anfänge der Op-Art, zu deren wichtigsten Vertretern Victor Vasarely zählt. Der vom Konstruktivismus und Bauhaus geprägte Künstler hatte Ende der Zwanzigerjahre in Budapest am Műhely [Werkstatt], einer nach Bauhaus-Vorbild geführten Schule für Grafik studiert. Nach seiner Übersiedlung nach Paris 1930 arbeitete er als Werbegrafiker.

 

Ab den späten Vierzigerjahren verwendete Vasarely ein geometrisch-abstraktes Formenvokabular. In den Fünfzigerjahren nahm er Anregungen von Josef Albers auf, der visuelle Irritationen in seine Bilder einbaute. So kippen etwa die Formen in Albers’ schwarz-weißen Arbeiten permanent zwischen Positiv und Negativ, zwischen räumlicher und flächiger Erscheinung und lassen das Auge nicht zur Ruhe kommen.    

 

Basis des Bildes OETA ist ein zentrales Raster, dessen Quadrate an einigen Stellen auf die Spitze gestellt sind oder sich in einen Rhombus verwandeln. Diese aus vier oder neun Elementen bestehenden Gruppen durchbrechen die orthogonale, starre Regelmäßigkeit des Gitters. Sie erzeugen einen Bewegungseindruck, indem sie in unterschiedliche Richtungen weisen und die Aufmerksamkeit des Auges fordern, sodass der Blick des Betrachters ständig von einem „Störfaktor“ zum nächsten springt. Ober- und unterhalb des Rasters verselbstständigen sich die Quadrate und Rhomben in vergrößerter Gestalt wie die Schlagschatten in einem Film noir. Die Rhomben wirken dabei wie räumlich dargestellte Quadrate, deren Erscheinung zwischen Tiefenillusion und Fläche wechselt.

 

Ab den Fünfzigerjahren wollte Vasarely die sozialutopische Idee einer für alle erschwinglichen Kunst durch deren massenhafte Vervielfältigung und Verbreitung sowie durch deren Integration ins Alltagsleben umsetzen. Seine Kunst sollte bildungsunabhängig jeden Betrachter unmittelbar sinnlich ansprechen. Vasarelys Werkgruppe der Blancs et Noirs eignete sich damals insbesondere zur Wiedergabe in Zeitungen, Fernsehen und Film. Der Schwarz-Weiß-Kontrast visualisierte zudem das binäre System, und Vasarely sah in dessen „Ja und Nein […] das in einer Elektronenmaschine konservierbare Werk.“ (Victor Vasarely, Notizen, 1956)

 

Victor Vasarely

1908 geboren in Pécs (HU)
1997 gestorben in Paris