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Museum Ritter
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Gerold Miller
Total Object 124, 2007

Aluminium, lackiert

130 x 130 x 10 cm

© Künstler

Foto: Gerhard Sauer

 

Mit der stärkeren Schließung der Oberflächen in der Werkgruppe der „Total Objects“ beschreitet Gerold Miller ein neues Feld in der Entwicklung seiner rahmenartigen Wandarbeiten, mit denen der Bildhauer seit Anfang der 1990er Jahre international in Erscheinung getreten ist. Der für das „Total Object 124“ charakteristische quadratische Umriss mit abgerundeten Ecken wiederholt sich in kleinerem Maßstab als Aussparung, die den Blick auf die dahinter liegende Wand freigibt. Die türkisfarbene Fläche ist als schematisierter, verschoben gesetzter Schlagschatten lesbar, doch im Gegensatz zu den später entstandenen „Total Objects“ wird hier keine Räumlichkeit suggeriert.


Gerold Miller bezeichnet seine Objekte bisweilen als „Flatscreens“, die mit ihrer hochglänzenden Oberfläche die Umgebung spiegeln, womit er nicht nur das unmittelbar Sichtbare, sondern auch weiter Entferntes meint. In ihrer Klarheit und Reduktion antworten sie auf die mediale Bilderflut und lassen den Blick ruhen. Vor dem inneren Auge tun sich währenddessen vielfältige werkimmanente kunsthistorische Verweise auf: Das Oszillieren dieser Arbeiten zwischen Bild und Objekt, zwischen Zwei- und Dreidimensionalität vergegenwärtigt den Renaissancegedanken vom perspektivischen Bild als Fenster zur Welt sowie Lucio Fontanas „concetti spaziali“ der 1950er bis 1960er Jahre. Doch in dessen Leinwandschnitten erblickt man nicht die nüchterne Wand; ihm ging es um die Erfahrung eines metaphysischen, unendlichen Raumes, während Gerold Miller die reale Umgebung in sein Werk einbezieht.


Mit den abgerundeten Ecken greift der Künstler auf Ästhetik und Formenrepertoire der 1960er Jahre zurück, wie sie zum Beispiel im Werk von Thomas Lenk und Georg Karl Pfahler vorkommen. Gerold Millers Arbeiten zeichnen sich durch das Prinzip der Minimal Art aus, das jeglichen persönlichen Ausdruck ausklammert. Sie bieten ebenfalls formal und farblich Anklänge ans Design. Sein Konzept der Grenzziehung gilt sowohl für die Arbeiten im öffentlichen Raum als auch für die Aktionen und lässt sich bis zu den frühen Projekten zurückverfolgen. In einer 1996 durchgeführten Aktion steckte ein zuvor von ihm „künstlerisch instruierter“ Hund sein Revier durch Duftmarkierungen in den Kunsthallenecken ab, so dass ein Raum im Raum entstand. Im Kleinen haben sich auch die „Total Objects“ äußeren Raum einverleibt. Im Großen inszeniert Gerold Miller Environments, indem er Beleuchtung und Wandanstrich mit seinen autonomen Objekten in Interaktion setzt. Sie ermöglichen eine definierte und zugleich entgrenzte bildliche wie plastische Erfahrung.

 

Gerold Miller

1961 geboren in Altshausen
Lebt und arbeitet in Berlin