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Museum Ritter
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Andreas Brandt
Schwarz mit Grün und Rot, 1999

Öl auf Leinwand
75 x 165 cm

© Künstler

Foto: Gerhard Sauer

 

Es gibt unter den zeitgenössischen, nach den Prinzipien der Konkreten Kunst arbeitenden Künstler solche, denen man – etwa achtzig Jahre nach der Entstehung dieser Richtung – auch andere Stilbegriffe zuordnet. Im Falle von Andreas Brandt jedoch beschreibt der Begriff „Konkrete Kunst“ noch heute sein künstlerisches Schaffen am prägnantesten. Seit den späten Sechzigerjahren verweist die reduzierte Formensprache seiner Werke auf einen rationalen Ansatz, bei dem jedes Bildelement seinen festen Platz in einer geometrisch-konstruktiven Komposition einnimmt. Zunächst hatte sich Brandt intensiv mit der schrägen Linie beschäftigt, die er als farbige Balken über die Bildfläche verlaufen ließ. In der Art, wie der Künstler gezielt mit den Koordinaten der zweidimensionalen Leinwand arbeitete, stand er seinem Kollegen Günther Fruhtrunk nahe: Homogene Farbformen, bei denen Hintergrund und Vordergrund nicht mehr eindeutig voneinander zu trennen sind, erzeugen eine kraftvolle Bewegung in der Fläche.

 

Anfang der Siebzigerjahre entschied sich Brandt, seine Kompositionen allein aus orthogonalen Formen aufzubauen, was sein persönliches Bedürfnis nach Regelmäßigkeit widerspiegelte. Mit der Beschränkung auf rechtwinklige Bildelemente gründete er seine Werke auf eine logische Ordnung. Die Kompositionen leiteten sich nun aus dem Grundmodul des Quadrats ab, das er zu größeren Einheiten zusammenfasste. Stand er mit diesem Ansatz in der Tradition der Väter der Konkreten Kunst, so ging es Brandt vor allem um eine Harmonie, die er aus der grundlegenden Ordnung eines Bildes gewinnen konnte. „Schwarz mit Grün und Rot“ zeigt exemplarisch eine Bildauffassung, die sich in seinem Werk ab Ende Neunzigerjahre durchsetzte. Auf einer querrechteckigen Leinwand entwickelt sich eine gleichmäßige, symmetrische Struktur gleicher Elemente analog zur europäischen Leserichtung von links nach rechts über die Fläche. Der Künstler möchte hier eine „Grundwahrheit des Sehens“ sichtbar machen, den Blick des Betrachters gezielt über die Fläche lenken. In der Reihung der einzelnen Balkenformen stellt er Fragen nach Anfang und Ende, nach Rhythmus, Bewegung und Raum. Es ist zudem der mit weißer Farbe gefüllte Raum zwischen den rechtwinkligen Elementen, der bei Brandt besondere Beachtung verdient. Das spannungsvolle Verhältnis zwischen Leere und Motiv wie auch das auffallend langgestreckte Bildformat sind mit der ostasiatischen Landschaftsmalerei vergleichbar. Gewiss ließ sich der Künstler von den Weiten der norddeutschen Landschaft inspirieren, wo er von 1986 an lebte.

 

Andreas Brandt

1935 geboren in Halle/Saale
2016 gestorben in Niebüll