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Museum Ritter
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Carl Buchheister
Komposition blaues Quadrat, 1926/ca. 1933

Öl auf Sperrholz

65,5 x 52,5 cm
© VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Foto: Gerhard Sauer

 

Carl Buchheister zählt zu den frühen Konstruktivisten in Europa. Um 1925 begann er geometrisch-abstrakt zu malen. Das progressive Kunstklima seines Wohnorts Hannover, einem damals bedeutenden Zentrum moderner Kunst, begünstigte seine Hinwendung zu einer klaren, rationalen Bildsprache entscheidend. Vor allem die 1916 gegründete Kestnergesellschaft gab der Stadt wichtige Impulse. In engagierten Ausstellungen zeigte sie in den frühen 1920er Jahren Werke von Vertretern der internationalen Avantgarde, darunter von El Lissitzky, Wassily Kandinsky, Hans Arp und Theo van Doesburg. Auch die ortsansässigen Hans Nitzschke, Friedrich Vordemberge-Gildewart und Kurt Schwitters, mit dem Carl Buchheister ab 1921 befreundet war, stellten dort aus. Zusammen mit ihnen sowie mit Rudolf Jahns und Cesar Domela schloss er sich 1927 zu der Künstlervereinigung die abstrakten hannover zusammen. Ähnlich den revolutionären Bestrebungen der russischen Avantgarde maß die Gruppe der Kunst eine wichtige gesellschaftspolitische Rolle zu. Getragen von den sozialen Utopien der Künstlervereinigung und dem Glauben an eine neue, bessere Gesellschaft, entwickelte Carl Buchheister die Idee seiner Vervielfältigungsbilder: Originalgetreue und nur in limitierter Auflage angefertigte Kopien seiner geometrisch-konstruktiven Kompositionen konnten von Käufern – sofern diese nicht auf einem einmaligen Einzelbild bestanden – zu deutlich niedrigeren Preisen als ein Unikat erworben werden. Dieser Vorschlag bedeutete freilich einen radikalen Bruch mit der gängigen Kunstpraxis, stellte er doch die Einmaligkeit eines Kunstwerks in Frage. Wenngleich nie mehr als sechs Vervielfältigungen einer Arbeit entstanden sind, so hatte Carl Buchheister mit seinen mehrfach ausgeführten konstruktiven Bildern doch bereits Jahrzehnte vor der allgemeinen Etablierung künstlerischer Auflagenobjekte einen Weg beschritten, der in Richtung serieller Fertigung und Multiples ging.

 

Die um 1933 mit Öl auf Sperrholz gemalte Komposition blaues Quadrat ist eines seiner Vervielfältigungsbilder. Das hochformatige Gemälde ist die getreue Kopie eines Originals aus dem Jahre 1926. Wie so oft in seinen geometrischen Arbeiten setzte Carl Buchheister auch hier die Quadratform als bestimmendes Bildelement ein. Vor grauem Grund verband er eine Reihe unterschiedlich großer Quadrate zu einer rhythmischen Sequenz. Parallelkonstruktionen sorgen dabei für ein stabiles Bildgefüge. Durch die geschickte Kombination unterschiedlicher Blau- und Grautöne mit Weiß gelingt dem Künstler hier trotz der insgesamt verhaltenen Farbigkeit des Gemäldes ein sanft pulsierender Bildeindruck mit fast räumlichen Qualitäten.

 

Carl Buchheister

1890 geboren in Hannover  
1964 gestorben in Hannover