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Museum Ritter
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Rita Ernst

Vanishing Point II, 2005

Acryl auf Leinwand

2 Teile

160 x 160 cm

© Künstlerin

Foto: Gerhard Sauer

 

 

In ihrem Mitte der Siebzigerjahre einsetzenden Frühwerk integrierte Rita Ernst geometrische Elemente und skripturale Zeichen in Quadratraster. Später deformierte sie die Ordnungssysteme und brach die strenge Systematik auf, wobei auch raumgreifende Arbeiten entstanden. In den Neunzigerjahren fing die Künstlerin an, sich intensiv mit Architektur zu befassen und Gebäudegrundrisse in eine geometrische Bildkomposition zu transformieren. Insbesondere die historischen Sakral- und Profanbauten auf Sizilien dienten ihr hierfür als Vorlagen.

 

Vanishing Point [Fluchtpunkt] ist der Titel mehrerer Arbeiten von Rita Ernst, von denen die Nr. II zur Sammlung Marli Hoppe-Ritter gehört. Der Blick des Betrachters irrt umher zwischen schwarzen Punkten, die aufgrund ihrer unterschiedlichen Größe einen Tiefenraum suggerieren. Dieser Effekt wird durch den flächigen Bildgrund konterkariert, der aus weißen, silber- und pastellfarbenen Rechtecken besteht. Den hellen, lichten Eindruck erzielte die Künstlerin, indem sie blaue, rote, gelbe und grüne Farbflächen mit transparentem Weiß übermalte. Locker über das Gemälde verteilt finden sich außerdem kleine Punkte in denselben, nicht übermalten Farben sowie einige fein linierte Kreise und fünf zarte, auf den ersten Blick kaum sichtbare Quadrate. Ein Fluchtpunkt ist nicht auszumachen; stattdessen fokussiert der Betrachter die visuell dominanten, schwarzen Punkte, die immer kleiner zu werden und schließlich zu verschwinden scheinen – wie Ballons am Himmel.

 

Wie auf Grundrissen historischer Gebäude, die den einstigen Ort verschwundener Bauteile verraten, schimmert die jeweilige Farbe unter der weißen Übermalung der Rechtecke durch. Zugleich wirken die Farben des Bildgrundes, als seien sie von der Sonne ausgebleicht, als habe Rita Ernst die Primär- und Sekundärfarben der konkreten Kunst bewusst verblassen lassen. 

 

Die Künstlerin unterläuft in dem Gemälde Vanishing Point II das Prinzip der perspektivischen Darstellung. Der Titel könnte auch mit „verschwindender Punkt“ übersetzt werden. Zwar werden vier aufeinanderfolgende schwarze Punkte vom unteren Bildrand nach rechts oben graduell kleiner, doch liegen sie nicht auf einer Achse, so dass der Betrachterblick desorientiert bleibt. Es geht bei dieser Arbeit um die Suche nach dem Fluchtpunkt, doch das Ergebnis bleibt offen. Eindeutig ist hingegen, dass die Elemente der Komposition wohlgeordnet und durch rhythmisch verteilte Vertikalen ins Lot gebracht sind.

 

Rita Ernst

1956 geboren in Windisch (CH)

Lebt und arbeitet in Zürich und in Trapani auf Sizilien